Im Rahmen des SNF/DORE Forschungsprojektes archiv performativ des Institutes for Cultural Studies in the Arts (ZHdK) veranstaltet die Basler Performancekünstlerin Pascale Grau eine dreitägige Tagung zur Tradierung von Performancekunst. « Recollecting the Act » vereint Live-Performances, Präsentationen und Vorträge bekannter KünstlerInnen und ForscherInnen.
Die Performancekunst, so wie sie seit den 1990er Jahren diskutiert wird, ist nicht nur als Ereignis zu verstehen, das mit einer scheinbar authentischen Erfahrung beginnt und zugleich endet, sondern als ein fortlaufender Prozess von Vorbereitung, Aktion sowie medialer Übersetzung und Fortschreibung. Konzepte und Methoden aus Tanz-, Theater und Performancekunst vermischen sich mit Praxen der bildenden Kunst und Medienkunst. Insofern stellt die Performancekunst das geeignete Terrain dar, um Modelle der Überlieferung und Weiterschreibung transdisziplinär zu erforschen. Zugleich können an ihr paradigmatisch die Prozesse der Tradierung ephemerer Kunst beschrieben und experimentell umgesetzt werden.
Themen
Die Tagung geht der Frage nach, wer, wie, wo und was an der Überlieferung von Performancekunst beteiligt ist, und situiert die Antworten im wieder aktuell gewordenen Diskurs über die kulturelle und politische Relevanz von Performancekunst in der heutigen Gesellschaft. Die Tagung widmet sich einzelnen Disziplinen übergreifenden Themen wie der Konstruktion von sozialem und kulturellem Gedächtnis durch die Performance, ihren Gedächtnis-Orten und Archiven, sowie den Prozessen und Praxen ihrer Überlieferung.
Referent/innen und Künstler/innen
Eingeladen sind Vertreter/innen aus den Disziplinen Tanz, Theater, Bildende Kunst, Medienkunst und Kulturwissenschaften. Sie präsentieren ihre unterschiedlichen Ansätze, Ideen und Studien in Form von Vorträgen, Präsentationen, Live-Performances und einer Panel-Diskussion. Diese beleuchten in einem transdisziplinären Dialog verschiedene Praktiken und Wirkungsweisen in Bezug auf die aktuelle Wissensproduktion von Performancekunst und ihren Artefakten und stellen Auseinandersetzungen mit dem Thema vor.
Die Beiträge und Diskursfelder
Ausgangspunkt für die Tagung bildete das Vermittlungs- und Ausstellungsprojekt von Performancekunst und ihren Artefakten (archiv performativ : ein Modell) das vom 14.8. bis 11. 9. 2011 im Ausstellungsraum Klingental stattfand. Ein Teil der Tagungs-Referent/innen und Performer/innen präsentieren Arbeiten, Reflexionen und Ergebnisse, die in diesem Modellarchiv erforscht und entwickelt wurden. Diese Beiträge sind eingebettet in grössere Diskursfelder, die durch weitere Referent/innen und Künstler/innen vertreten werden. Dabei stehen Fragen nach den grundsätzlichen Möglichkeiten von Archivierung und Tradierung von Performance im Vordergrund. Diese Fragen weisen auch Überschneidungen zu Diskursen der Gedächtnistheorie und Medialität auf. Die während der Tagung stattfindenden Live-Perfomances, seien es Lecture-, Dauer-, Installations- oder Theater-Performances, behandeln obengenannte Themen aus der Perspektive der künstlerischen Praxis.
Transdisziplinärer Dialog
Die Tagung bietet die aussergewöhnliche Gelegenheit, die aufgeworfenen Fragen zur Tradierung von Performancekunst transdisziplinär zu diskutieren und den Dialog zwischen den Disziplinen zu fördern. Die Kooperation mit der Kaserne Basel setzt ein Signal, dass Performancekunst nicht nur im Feld der bildenden Kunst verankert ist, sondern als kulturelle Praxis verstanden wird, die sich zwischen verschiedenen Disziplinen und Genres ansiedelt.
Donnerstag 6. Oktober 2011
Empfang, Begrüssung 19.00 : Prof. Dr. Sigrid Schade, Kulturwissenschaftlerin, Leiterin des Institute Cultural Studies in the Arts an der ZHdK, Zürcher Hochschule der Künste
Eröffnungsvortrag und Performances 19.45 : Prof. Dr. Uwe Wirth, Medienwissenschaftler, Giessen Diskussion und Fragen
ab 20.00 bis 21.30 : (Dauer-)Performance + performative Installation Gaspard Buma, Künstler, Lausanne
21.30 : Live-Performance Lindy Annis mit Joséphine Evrard, Tanz-und Theaterschaffende, Berlin:The Body Archive.The Encyclopedia of Tragic Attitudes, part II : the feminine figures
Ab 22.00 : Bar
Freitag 7. Oktober 2011
archiv performativ : ein Modell – Vorträge, Präsentationen, Performances 10.00 : Pascale Grau, Künstlerin, Kulturwissenschaftlerin, Basel ; Projektleiterin SNF/DORE FP archiv performativ ICS ZHdK, Zürich Irene Müller, Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin ; wiss. Mitarbeiterin ICS ZHdK, Zürich Margarit von Büren, Kulturwissenschaftlerin, Luzern ; wiss. Mitarbeiterin ICS ZHdK, Zürich Diskussion und Fragen
11.30 : Insert 1 : Präsentationen und Performances
12.00 : Pause
13.00 : lic. phil. Katrin Grögel, Kunsthistorikerin, Kuratorin, Basel Prof. Dr. Doris Kolesch, Theater-, Literaturwissenschaftlerin, Berlin Diskussion und Fragen
14.15 : Insert 2 Präsentationen und Performances
14.45 : Insert 3 Präsentationen und Performances
15.30 : Prof. Dr. Sabine Gebhardt, Kulturwissenschaftlerin, Basel/Luzern Prof. Dr. Barbara Büscher, Theater- und Medienwissenschaftlerin, Leipzig Prof. Dr. Verena Kuni, Kunst-, Medien-, Kulturwissenschaftlerin, Frankfurt
17.00 : Responding Prof. Dr. Sigrid Schade Moderation : Monika Gysel, wiss. Mitarbeiterin Institute for the Performing Arts and Film, ZHdK, Zürich
20.00 : Irene Maag, Künstlerin, Basel ; partizipative Performance Ewjenia Tsanana, Künstlerin, Hamburg ; Lecture-Performance Ariane Andereggen, Künstlerin, Schauspielerin, Basel ; Erzählperformance San Keller, Künstler Zürich ; situative Performance
Ab 22.30 : Bar
Sa. 8. Oktober 2011
Tradierung von Performancekunst im Diskurs : Vorträge, Präsentationen, Performances 10.00 : Prof. Dr. Silke Wenk, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Oldenburg Prof. Carola Dertnig, Künstlerin, Kuratorin, Wien Paneldiskussion geleitet von Annette Schindler, Kunsthistorikerin, Basel/Zürich
12.30 : Pause
Projektpräsentationen/-vorträge von Akteur/innen 13.30 : La Ribot, Tänzerin, Choreografin, Genf, Lecture zu Live Art Developement Agency UK’ Annet Dekker, Kunstwissenschaftlerin, Amsterdam : Präsentation Inside Movement Knowledge. Prof. Dr. Heike Roms, Performancetheoretikerin, Wales/UK : Präsentation ihres Projekts What’s Welsh for Performance ? Constructing an Archive of Performance Art in Wales Diskussion und Fragen
16.15 : Julia Kläring, Künstlerin, Kuratorin, Wien : Präsentation der Internetplattform www.bo-ring.net und des Projekts Performing Memory Brigitte Dätwyler, Künstlerin, Unterrichtsassistentin, Zürich : Präsentation von Performance Tutorials und Chattroulette, zwei interaktive Performances Lilo Nein, Künstlerin, Forschende, Wien : “performing authorship, performing text“ Diskussion und Fragen
18.15 : Responding Dr. Harald Krämer, Kunst- Medienwissenschaftler, Kurator, Zürich Moderation : Prof. Dr. Sigrid Schade
Ab 13.00 bis 21.00 : (Dauer-)Performance + Installation Mio Chareteau, Künstlerin Genf : DAY-1
21.00 : Live-Performance Julia Kläring / Andrea Salzmann, Wien : 37 Jahre zu spät
Ab 22.00 : Bar und DJ